Deutsch Für Manager by Christoph Moss

Deutsch Für Manager by Christoph Moss

Autor:Christoph Moss
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Frantfurter Allgemeine Buch
veröffentlicht: 2015-09-23T00:00:00+00:00


DES MANAGERS TAGEBUCH

Wenn es noch eines Beweises bedarf für das literarische Talent arbeitender Menschen, liefert das Internet die Antwort. Dort schreiben Unternehmer, Manager und Mitarbeiter ihre eigenen Online-Tagebücher. Offen einsehbar in der Form von Weblogs.

„Wir sind Eltern geworden! Ist das aufregend und schön, plötzlich so ein kleines Würmchen zu haben, um das man sich so gut wie möglich kümmern will.“ Das wahre Leben ist weltweit für jedermann nachzulesen im „Daimler-Blog“. Der junge Vater, der hier schreibt, ist Mitarbeiter des Stuttgarter Automobilkonzerns und gleichzeitig einer der Autoren, die das Daimler-Blog mit Inhalten speisen – oder wie es korrekt heißt: bloggen.

Es gibt inzwischen weit mehr als 100.000 solcher Weblogs in Deutschland. PR-Manager, Rechtsanwälte oder Saftproduzenten – sie alle bloggen. Sie kommentieren, erzählen, fotografieren, freuen und ärgern sich gemeinsam mit ihren Lesern im Internet.

Vorbild für diese Entwicklung ist Amerika, wo selbst die Top-Manager bloggen. Einer von ihnen ist Jonathan Schwartz, CEO des Softwarekonzerns Sun Microsystems. Er sagt, für ihn bestehe der Job als Unternehmenschef zu einem Drittel aus Kommunikation. Und „Jonathan’s Blog“ sei ein Teil davon.

Deutschlands erfolgreichste Blogger stammen meist aus der Kommunikationsbranche. Öffentlichkeitsarbeit, Werbung, Journalismus – die Profi-Blogger kennen den Umgang mit den Online-Tagebüchern.

Dazwischen gedeihen aber immer wieder neue Blüten der Internet-Literatur, wie zum Beispiel das Weblog eines Supermarktbetreibers aus Bremen. Als „Shopblogger“ lässt er sein Internet-Publikum weltweit an seinen Erlebnissen teilhaben. Das liest sich dann so: „Vor ein paar Wochen war ein Vertreter einer Firma für ,Sportplatzwerbung‘ hier, der mich für eine Daueranzeige in einem Schaukasten mit Aushängen eines lokalen Sportvereines begeistern wollte. Ich saß dummerweise an dem Morgen an der Kasse, hatte folglich nebenbei konzentriert zu tun und so verlief das Gespräch mit ihm in Fragmenten. Ich erinnere mich nur noch daran, dass es ,einmalig 210 Euro‘ für drei Jahre sein sollten. Nun habe ich gerade den Entwurf für meine Anzeige fertiggestellt und mir dabei noch einmal den Anzeigenauftrag durchgelesen. Da steht doch wirklich, dass der Auftrag für drei Jahre abgeschlossen wird und der Preis pro Jahr 210 Euro beträgt. Das werde ich Montag klären, aber wird wohl nicht mehr viel bringen.“

Auffallend ist, dass Verfasser von Internet-Tagebüchern eine eigene Sprache sprechen. Eine Untersuchung an der International School of Management in Dortmund (ISM) hat jedenfalls gezeigt, welche handwerklichen Merkmale ein Weblog von einem klassischen journalistischen Text unterscheiden. 1.000 Texte, je zur Hälfte Blogs und Kommentare aus Printmedien, wurden Ende 2007 für die Studie „Sprachliche Merkmale von Weblogs“ ausgewertet.

„Ich blogge, also bin ich“, schreibt ein Blogger in erkenntnisreicher Online-Philosophie. Ganz offensichtlich hat dieses „Ich“ bei seinesgleichen einen hohen Stellenwert. Durchschnittlich mehr als zweimal pro Blog-Eintrag taucht in den untersuchten Texten das Wort „ich“ auf, mehr als achtmal so häufig wie in einem vergleichbaren journalistischen Text.

Erkennbar ist aber nicht nur die Liebe zum eigenen Ich. Offenbar neigen Blogger dazu, die Wichtigkeit ihrer Aussagen nachdrücklich zu betonen. Nahezu doppelt so oft wie Journalisten von Zeitungen oder Zeitschriften unterstreichen sie ihre Feststellungen mit einem Ausrufezeichen. Blogger verwenden auch besonders gern Begriffe englischer Herkunft – statistisch gesehen viermal so häufig wie Verfasser von gedruckten Kommentaren. Pro Blog-Eintrag werden damit im Schnitt mehr als acht solcher Anglizismen gezählt.



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